2003 erste Deutsche Meisterschaft im 3D Schießen

Nicht die Hand, der Kopf lenkt den Pfeil

Horst Virchow aus Wulferdingsen ist Deutscher Meister im 3D Schießen
Horst Virchow aus Wulferdingsen ist Deutscher Meister im 3D Schießen

Bad  Oeynhausen-Werste. Eine zufällige Beobachtung in Nachbars Garten beeinflusste das sportliche Schicksal von Horst Virchow. Er sah einen Nachbarjungen, der mit Pfeil und Bogen hantierte, und sein Geburtstagswunsch nahm ganz plötzlich konkrete Formen an. „Meine Frau sollte mir einen Bogen und Pfeile schenken", erinnert sich der 54-Jährige vom BSV Werste. Die Leidenschaft für einen neuen Sport war geweckt, drei Jahre später meldete sich Horst Virchow dann bei einem Verein an und jetzt ist er in seiner Altersklasse Ü45 Deutscher Meister im 3D Bogenschießen.

Diese Titelkämpfe wurden in Eisenbach bei Neustadt im Schwarzwald in landschaftlich wunderschönem Gelände durchgeführt - und das zum ersten Mal. Die 3D Bogenschützen schießen im freien Gelände nicht auf Scheiben, sondern machen mit Pfeil und Bogen Jagd auf Plastik-Tiere, die in unterschiedlichen Größen im Wald platziert sind. „Ich käme aber niemals auf die Idee, auflebende Tiere zu schießen", betont Horst Virchow. Jeweils nach Größe des Zielobjektes beträgt der Abstand des Bogenschützen zwischen 5 und 55 Meter. Punkte werden nach Zentrums- und Körpertreffern vergeben. „Man muss sehr exakt schießen, sonst ist der Pfeil im Gelände weg. Ein AC fester Pfeil kostet nach alter Währung etwa 50 Mark", klärt Horst Virchow auf. Beim 3D Schießen kommt es auf Intuition des Bogenschützen an. Nicht die Hand, sondern der Kopf lenkt den Pfeil, heißt es unter den Sportlern. „Das Gelände ist sehr unterschiedlich, man muss Hindernisse mit teils enormen Höhenunterschieden einkalkulieren und kann die Distanzen oft nur schätzen. Das ist aber auch gleichzeitig der große Reiz beim 3D Schießen", sagt Horst Virchow, der diese Disziplin des Bogenschießens sehr schätzt. „Denn du kannst gehen und wandern in der Natur. Das ist eine attraktive Sache."

Die Deutschen Meisterschaften, an denen insgesamt 180 Bogenschützen teilnahmen, gingen über zwei Tage. „Am ersten Tag wurde in der Nordischen Wertung geschossen und da landete ich mit 318 Punkten nur auf dem dritten Platz. Am zweiten Tag hatte ich dann einen super Lauf und kam auf 338 Punkte", erinnert sich der in Wulferdingsen beheimatete Bogenschütze gern an diese Titelkämpfe zurück. Insgesamt 656 Punkte bedeuteten in der Endwertung mit einem Vorsprung von 49 Punkten auf den Zweitplatzierten einen souveränen Titelgewinn. Dabei waren die Prüfungen am zweiten Tag wesentlich schwieriger zu bewältigen, denn an den 28 Ständen durfte bei der Hunter-Wertung nur ein Pfeil abgeschossen werden. Doch Horst Virchow hatte an diesem Tag eine ruhige Hand und ein gutes Auge. Dieser Erfolg ist der bisher größte in seiner mittlerweile über 30-jährigen Sportler-Karriere als Bogenschütze. Bis zu jenem Tag damals, als er den Nachbarjungen mit Pfeil und Bogen beobachtete, spielte er Handball in seinem Geburtsort Schnathorst und kurierte gerade eine Verletzung aus. Doch die sportliche Untätigkeit ließ Horst Virchow zu Pfeil und Bogen greifen, die ihm seine Frau zum 21. Geburtstag geschenkt hatte.

Nach etwa 20 Jahren in Minden und neun Jahren in Oberbauerschaft wechselte er vor drei Jahren zur Bogenschützen-Abteilung vom BSV Werste. Dort gibt er seine langjährigen Erfahrungen im Feldbogenschießen ("das ist mein größtes Hobby und in der Feldrunde wurde ich Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften in Gronau") an die etwa 20 Mitglieder weiter und trainiert sie auch jeweils samstags von 14 bis 18 Uhr in der Turnhalle der Gesamtschule in Werste. Die Nachwuchswerbung soll intensiviert werden.

In Deutschland sind aktuell ungefähr 50.000 Bogenschützen aktiv. „Und diese Sportart boomt momentan", sagt Horst Virchow. „Sie ist zum Trendsport geworden und wird sogar als Therapie für Menschen mit Rückenproblemen empfohlen. Bogenschießen stärkt nämlich die Rückenmuskulatur. Bereits Kinder im Alter von acht bis zehn können mit dem Bogenschießen anfangen. Der Bogen ist keine Waffe, sondern ein Sportgerät. Kinder können in diesem Sport Ruhe, Ausdauer und Zielgenauigkeit lernen."


Quelle: unbekannt.